Capture One als Alternative zu Lightroom
Seit etwas mehr als einem Jahr arbeite ich nun sporadisch, als Alternative zu Lightroom, mit Capture One. Der Einstieg in diese Software war etwas harzig und ich wollte eigentlich den Versuch schon abbrechen. Grund dafür war, dass die Software auf beiden Systemen, auf denen ich sie nutzen wollte, mehr schlecht als recht funktionierte (extrem lange Wartezeiten nach jeglichen Aktionen). Die Ursache, eine ganz einfache und unscheinbare Einstellung, habe ich dann beim recherchieren im User Forum bei PhaseOne gefunden und nach einer kleinen Änderung funktioniert die Software nun so wie sie sollte.
Allerdings muss ich auch gleich anmerken, dass ich nicht plane, den Workflow, den ich in Lightroom aufgebaut habe, nach Capture One zu übernehmen. Alle neuen Bilder werden primär in Lightroom importiert und nur wenn Bilder eine etwas feinere oder spezielle Entwicklung benötigen, importiere ich diese auch noch in Capture One. Deshalb werde ich nachfolgend auch nur die Features von Capture One erwähnen, welche in ähnlicher Form in Lightroom nicht vorhanden sind.
Natürlich war der Einstieg auch harzig, weil Capture One doch nicht ganz so gradlinig daherkommt wie Lightroom. So musste ich doch einige Lernvideos vom Hersteller aber auch von Video2Brain konsumieren, um irgendwie den Einstieg zu finden. Zusätzlich habe ich dann noch ein Lernvideo von Patrick Ludolph gekauft, in welchem er seinen persönlicher Workflow erklärt. Dieses Lernvideo hat mir am meisten auf die Sprünge geholfen.
Da ich die Software nur sporadisch nutze, arbeite ich nur mit einem Katalog und nutze aktuell keine Sessions. Auch für das Tethered Shooting nutze ich Capture One nicht (aktuell mit Camera Control Pro und Lightroom). Ich nutze Capture One hauptsächlich für die RAW Entwicklung und den Dateiexport. Im Bereich RAW Entwicklung bietet diese Software doch einiges an Detailbearbeitungs-Möglichkeiten, welche so in Lightroom nicht vorhanden sind.
Dazu gehört für mich zum Beispiel die Schärfemaske, welche es erlaubt, bei der Selektion der Bilder, die wichtigen Bereiche zu prüfen. Diese Schärfemaske kann sowohl für ein Einzelbild als auch im Bild-Browser ein- oder ausgeschaltet werden. Vor allem bei Portraitaufnahmen, welche zum Teil mit Offenblende erstellt werden, ist dies eine sehr hilfreiche Unterstützung für die Beurteilung.
Wenn es dann um die Entwicklung geht gibt es auch da einige Feinheiten die je nach Bild eingesetzt werden können. So gibt es z.B. bei der Objektiv-Korrektur die Möglichkeit, eine Beugungskorrektur zu aktivieren. Diese nutze ich so bei Makroaufnahmen, welche mit geschlossener Blende aufgenommen wurden.
Bei den Einstellungen zur Klarheit (Mikrokontraste) gibt es einen zusätzlichen Regler nur für die Struktur.
Ein riesiges Plus von Capture One sind aber sicher die Möglichkeiten der Farbbehandlung. So steht neben einem Bedienfeld für eine dreiwege Farbbalance, auch ein ausgeklügelter Farbeditor zur Verfügung. Mit diesem ist unter anderem auch eine spezielle Behandlung von Hauttönen möglich. Aus selektierten Farbbereichen können direkt Masken angelegt werden. Diese können danach mit dem Pinsel verfeinert und angepasst werden. Auf der Maske selbst können dann praktisch alle Werkzeuge angewandt werden.
Natürlich wird die Bedienung mit all diesen Möglichkeiten nicht einfacher, aber ein Vorteil ist, dass die Oberfläche komplett angepasst werden kann. Diese individuellen Anpassungen können als Arbeitsumgebung gespeichert und bei Bedarf wieder geladen werden.
Eine sehr wichtige Funktion, welche ich in Lightroom wirklich vermisse, ist die Möglichkeit, bei der Ausgabe ein Wasserzeichen aus beliebigen EXIF und IPTC Daten an einer beliebigen Stelle ins Bild zu platzieren! Natürlich kann Lightroom auch Wasserzeichen, aber leider nicht direkt aus Bildinformationen.
Während ich an diesem Beitrag arbeite (es gab einige Verzögerungen, da ich zu Schulungen nach Deutschland durfte / musste) wird ein Update von Capture One 10 auf die Version 11 publiziert. Diesen habe ich bereits installiert und mir auch kurz die neuen Funktionen angeschaut. Eine Übersicht dazu ist über diesen Link zu finden: Neue Features und Verbesserungen
Massiv verbessert und erweitert wurde die Möglichkeit, mit Ebenen zu arbeiten. Für jede Ebene kann nun auch die Transparenz eingestellt werden. Auch die für Ebenen wichtigen Masken wurden um sinnvolle Funktionen erweitert. Ausserdem können neu auch Notizen und Anmerkungen direkt ins Bild geschrieben werden. Diese können beim Export nach PSD in einer eigenen Ebene gespeichert werden.
Alle diese Neuerungen müssen sich nun natürlich in der Praxis auch noch bewähren und auch das Versprechen, das die Performance verbessert wurde, muss sich noch im Langzeiteinsatz beweisen.
Mein Fazit zu dieser Software fällt aber doch mehrheitlich positiv aus, da diese neben all den beschriebenen Funktionen vor allem auch bezüglich Performance um einiges mehr Freude macht als Adobe Lightroom. Deshalb werde ich mein Abonnement für Capture One weiter bezahlen und falls Adobe Lightroom dann doch irgendwann nur noch als CC Version zu haben ist, kann ich meinen Workflow relativ schnell auf Capture One umstellen …
Top Beat! Vielen lieben Dank für deine Eindrücke!
Danke Stefan!