• Foto Objektiv: Nikon

Das neue AF S Nikkor 180 bis 400 mm im praktischen Einsatz

Kurz vor der schon lange im Voraus geplanten Fotoreise nach Namibia habe ich mich entschlossen, das neue AF S Nikkor 180 bis 400 mm 1:4E TC1,4 FL ED VR Objektiv zu kaufen. Eigentlich hatte ich vorgesehen, für die Tierfotografie das Nikon 200–500 mm f/5,6 einzupacken, wobei allerdings die Erfahrung gezeigt hat, dass dieses äusserst günstige Objektiv zwar in punkto Preis/Leistung sehr gut abschneidet (Schärfe und VR), aber doch beim Autofokus, bezüglich Geschwindigkeit, nicht wirklich überzeugt.

Alternativ hätte ich auch noch das doch bereits 10 Jahre alte Vor-vorgänger Model 200-400mm f/4 zur Auswahl gehabt. Dieses Objektiv war bis dahin mein bevorzugtes Objektiv für die Tierfotografie wobei aber die Erfahrung gezeigt hat, dass dieses mit Konvertern nicht wirklich brauchbare Bilder liefert!

Deshalb kam dieses neue 180-400mm Objektiv mit integriertem 1,4 Konverter gerade richtig und ich konnte eines der ersten in der Schweiz offiziell erhältlichen Exemplare ergattern. Nachteil war natürlich, dass ich dafür den vollen Preis von CHF 13’000.- hinblättern musste. Dafür habe ich beide oben erwähnten Objektive über ricardo.ch verkauft … 🙂

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dieses Objektivs ist auch, dass es in den Fotorucksack passt und so im Handgepäck mitgeführt werden kann.

Nach der Namibia Fotoreise und dem Durchsehen der etwas mehr als 2’300 Tierbilder war dann schnell klar: Diese Anschaffung hat sich gelohnt!

Da mir vor der Reise nicht ganz klar war, welche Kamera an diesem Objektiv die besten Bilder liefert, habe ich zur sowieso gesetzten D850 auch noch die D500 eingepackt. Dies in der Meinung, dass die Brennweitenverlängerung um den Faktor 1,5 (Crop-Faktor) die Möglichkeiten dieses Objektivs noch besser ausnutzt. Dies hat sich dann aber in der Praxis nicht wirklich bestätigt, da die D850 mit ihrem sehr guten Sensor (kein optischer Tiefpassfilter) die D500 bezüglich Schärfe und auch Rauschverhalten in den Schatten stellt.

Zudem stehen bei der D850 mit ihren 45MP genügend Pixel zur Verfügung, so dass die Bilder in der Software gecroppt werden können was dann im Ausschnitt in etwa einem ungecroppten Bild der D500 (20MP) entspricht. Die etwas geringere Serienbildrate der D850 war meistens kein Problem.

Die Kameras waren für die Tierfotografie bevorzugt auf den Mode ‹Manuell› eingestellt. Je nach Lichtverhältnisse war die Blende auf offen (4 oder mit TC 5,6) bis 8 oder 11 und die Verschlusszeit zwischen 1/1000 bis 1/2000 eingestellt. Die Automatik übernahm dann der ISO Wert (Auto ISO) welcher von ISO 64 (D500 ISO 100) bis maximal ISO 12800 variieren konnte. Die Fokuseinstellungen waren auf AF-C und 3D Tracking eingestellt.

Natürlich war nicht immer alles so eingestellt, wie vorgehend aufgeführt! Da ich mit der D850 auch Landschaftsaufnahmen machte und mangels Routine und in der Hektik nicht immer alle Einstellungen richtig gesetzt habe, gibt es auch Bilder, welche mit längster Brennweite (560mm) und einer Verschlusszeit von 1/160s aufgenommen wurden. An diesen Bildern ist zu erkennen, wie effektiv die VR Funktion dieses Objektivs arbeitet. Alle Bilder wurden aus der Hand aufgenommen, wobei manchmal das Objektiv im Auto aufgestützt werden konnte.

Noch eine Bemerkung zu den EXIF Daten, welche in den Bildern hinterlegt werden: Ohne Konverter passt alles (180 – 400mm), mit Konverter wird 250 – 550mm eingetragen! Richtig wäre: 250 – 560mm. Scheinbar hat Nikon diesen Fehler erkannt und aktuell für die D5 einen Firmware Update herausgebracht, welcher diese falschen Angaben korrigiert. Zu hoffen, dass auch für andere Nikon Kameras entsprechende Updates zur Verfügung gestellt werden!

Vielleicht auch noch interessant für Dich (vom 8. Dez. 2020): ein YouTube Video zu all meinen Teleobjektiven für die Tierfotografie

Nachfolgend ein paar Bilder mit den detaillierten Aufnahmedaten und Informationen zur durchgeführten Bearbeitung.

Die erste Bildserie zeigt einen Gepard auf einem Termitenhügel, welcher vom gleichen Standort aus sowohl mit der D500 als auch mit der D850 aufgenommen wurde. Die Kameraeinstellungen sind jeweils beim Bild ersichtlich.

Bild 1 und 2 sind die jeweils unbeschnittenen Bilder aus D500 und D850. Bild 3 ist das auf die Ausmasse des D500 Sensors beschnittene Bild aus der D850. Bild 4 und 5 sind Detailausschnitte mit ungefähr gleichen Abmessungen. Dabei scheint in diesem Fall die D500 bezüglich Schärfe etwas besser zu sein! Beide Bilder wurden in Lightroom entwickelt. Bild 6 zeigt exemplarisch die Entwicklungseinstellungen zu Bild 1 in Lightroom (alle Bilder werden aus Lightroom mit eine Kantenlänge (lange Kante) von 1024px exportiert).

Die nächsten Bilder stammen alle aus der D850 und zeigen in Bild 1 einen Löwen, welcher mit ISO 5000 aufgenommen wurde (nicht freigestellt). In Bild 2 sind die Lightroom Entwicklungs-Einstellungen zu Bild 1 abgebildet. Bild 3 sollte die Vignettierung bei 180mm zeigen (Bild ist weder entwickelt noch freigestellt). In Lightroom gibt es leider aktuell noch kein Profil zu diesem Objektiv.

Das vierte Bild zeigt einen 1144 x 1144 grossen Ausschnitt eines Erdhörnchens, welches bei 560mm Brennweite mit einer Belichtungszeit von 1/160 Sek. aufgenommen wurde! Dank aktiviertem VR hatten die ‹falschen› Einstellungen keine allzu negativen Auswirkungen. Bild 5 und 6 sollen dann einfach noch einmal die exzellente Schärfe dieses Objektivs zeigen!

Leider hatten wir keine Gelegenheit (oder wir haben sie verpasst) jagende Raubkatzen oder Tiere auf der Flucht zu fotografieren. Deshalb ist eine Beurteilung zu den Fähigkeiten des Autofokus-Systems in diesem Bereich nicht möglich.

Wie bereits Eingangs erwähnt, hat sich die Anschaffung dieses doch sehr teuren Objektivs (aktuell ca. CHF 12’000) für mich gelohnt, da dieses in Bezug auf Grösse, Gewicht und Handling (Ein- Ausschalten des Konverters ist perfekt gelöst) und in Kombination mit der D850 einfach ein ’supertolles› Teil ist … 🙂

28 Mai 2018, von Beat
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Christoph
Christoph
16. Mai 2019 17:09

Hallo Beat,
hast du das Objektiv auch schon mal mit dem TC-20E betrieben? Dann natürlich ohne zugeschlateten TC. Wie verhält es sich dann im Vergleich zum 800 FL 5.6? Über deine Einschätzung würde ich mich freuen!
Danke! Christoph

Reinhard
6. Oktober 2018 12:03

Hoi Beat Auf der Suche nach möglichen Lösungen für meine Probleme mit dem 180-400er bin ich auf deine tolle Beschreibung gestossen. Nachdem ich deinen Bericht gelesen habe, bin ich noch mehr frustriert als vorher, denn meine Erfahrungen mit dem Objektiv zusammen mit der D850 und D5 sind gelinde gesagt Katastrophal. Obwohl nun LR das Objektiv implementiert hat, sind die Korrekturen der Vignette nur marginal und teilweise fast nicht zu korrigieren. Das sieht man bei Langzeitbelichtungen mit 180mm und Offenblende in der Nacht besonders gut. Mein Problem ist, dass von verschiedenen Touren zu Hirschen, Gämsen und Steinböcken kein einziges Bid wirklich… Weiterlesen »

Reinhard
Reply to  Beat
7. Oktober 2018 16:10

Danke Beat
Wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben als das Obj. nach Egg zu schicken.
Dieses Update kann man ja sicher nicht selber machen ?
Liebe Grüsse
Reinhard

Ernst Betschart
20. Juni 2018 21:48

Hallo Beat
super Bilder! Ich habe das Objektiv auch und bin begeistert, ebenso mit der D850. Mein Gebiet sind vor allem Vögel, also werden die meisten Bilder gekroppt.
Wenn ich aber mal etwas mit 180 mm aufnehme, habe ich das Problem einer starken Vignettierung. Da es noch kein Profil für Lightroom gibt, kann ich diese Vignettierung auch nicht besonders gut automatisch korrigieren.
Mit welchem Objektiv-Profil importierst du denn die RAW-Bilder ins Lightroom?
Beste Grüsse, Ernst

PS: meine Website ist sehr im Rückstand