Eigentlich war geplant, diesem Thema einen einzigen Beitrag zu widmen. Dieser Plan ging leider nicht auf und so hoffe ich wenigsten, dass ich mit diesem dritten Teil das Thema endgültig erschlagen kann. Nach dem zweiten Teil, bei dem wenigstens ein einigermassen brauchbares Resultat herauskam, hat mir die grosse ‹Shot Deviation› bei den Auswertungen keine Ruhe gelassen. So habe ich versucht, diesem Effekt auf die Spur zu kommen und habe dazu weitere Messungen mit unterschiedlichen Vorgehensweisen durchgeführt. Am naheliegensten war dabei, Messreihen durchzuführen, bei denen der Fokusring immer auf die gleiche Seite verdreht wird, um damit herauszufinden, ob die ‹Shot Deviation› davon abhängig ist. Und siehe da, sie ist es!
Diese nachfolgenden Messungen wurden mit dem gleichen Aufbau wie in Teil 2 durchgeführt: Nikon D850 mit 85mm f1,4 Objektiv in einer Distanz zum Target von ~2.1m. Es wurden auch wieder 5 Aufnahmen pro Korrekturwert gemacht, wobei aber der Fokusring zwischen den Aufnahmen immer nur in eine Richtung (näher oder weiter) verdreht wurde. Aus den Messungen in Teil 2 ergab sich ein Korrekturwert für dieses Objektiv an dieser Kamera von +10 oder +12.
Aus den Screenshots der Auswertungen ist ersichtlich, dass wenn das Objektiv auf eine kürzere Distanz verdreht wird, ein Korrekturwert von +15 optimal wäre. Wird der Fokusring aber auf eine weitere Distanz verdreht, wäre ein Korrekturwert von +10 richtig. Auch klar ersichtlich ist, dass bei dieser Vorgehensweise die ‹Shot Deviation› massiv kleiner ist, als wenn das Objektiv abwechselnd in beide Richtungen verdreht wird!
Diese Messungen mit einseitigem Verdrehen bestätigen allerdings die Messungen mit wechselseitigem Verdrehen des Fokusrings. Das Resultat mit wechselseitigem Verdrehen liegt ziemlich genau in der Mitte der Resultate mit einseitigem Verdrehen (+12).
Diese ‹grossen› Abweichungen beim wechselseitigem Verdrehen, welche sich in der ‹Shot Deviation› niederschlagen, sind aus meiner Sicht eine Eigenart des Phasen-AF Systems. Deshalb gebe ich mich mit diesen Erkenntnissen zufrieden und werde dem nicht weiter nachgehen.
Wie im zweiten Teil angedroht, habe ich auch noch weitere Kamera / Objektiv Kombinationen vermessen. Zum Beispiel das 85mm f1,4 Objektiv an der Nikon D750. Diese Vollformat Kamera mit 24MP Sensor verfügt zwar nicht über das neuste AF System von Nikon, bietet aber auch die Möglichkeit, Korrekturwerte für bis zu 10 Objektive zu hinterlegen. Eine Kamera-interne Methode gibt es aber bei der D750 nicht. Da sich aber auch diese Kamera hervorragend für Portraitaufnahmen eignet, hat sich diese Messung fast aufgedrängt.
Wie aus der Auswertung ersichtlich ist, neigt auch diese Kamera / Objektiv Kombination zu Front-Fokus. Alle Messungen haben für diese Kombination einen Korrekturwert von +8 ergeben.
Damit schliesse ich dieses Thema mit der Erkenntnis ab, dass es sicher bei gewissen Kamera / Objektiv Kombinationen Sinn macht, einen Korrekturwert zu ermitteln und auch zu benutzen. Allerdings muss für die Ermittlung des Werts ein verlässliches Tool mit entsprechendem Target genutzt werden und die Ermittlung des Korrekturwerts muss unter definierten und reproduzierbaren Bedingungen erfolgen.