Da ich nun die Z7, die erste spiegellose Vollformatkamera von Nikon, seit gut 3 Wochen besitze, ist es an der Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Dabei geht es mir nicht darum, den Dynamikumfang oder das Rauschverhalten bei hohen ISO Werten zu testen und zu bewerten, sondern darum, wir gut sich diese Kamera im Vergleich zu den von mir bereits genutzten DSLR Kameras D850 und D500 (beide Nikon) aus der Affäre zieht. Dazu ist natürlich zu bemerken, dass die Z7 der D850 um einiges näher steht als der D500 (APS-C Sensor mit 20MP).
Was mir als erstes aufgefallen ist… es ist nicht mehr möglich, die Kamera mit entferntem Objektivdeckel ans Auge zu führen und durchzuschauen! In mehreren Jahrzehnten DSLR Praxis eine gewisse Umstellung … die spiegellose Kamera muss zuerst eingeschaltet werden, damit der Electronic View Finder (EVF) ein Bild zeigt!
Nun aber zu wichtigeren Feststellungen.
Tierfotografie
Da ich leidenschaftlich gerne Tiere in freier Wildbahn oder auch im Zoo fotografiere, galt es natürlich zuerst einmal herauszufinden, wie sich diese Kamera in dieser Disziplin schlägt. Da liegt natürlich die vorgegebene Messlatte der D850, sowie der D500, mit dem aktuellen Autofokus-System von Nikon relativ hoch. Mit den DSLRs nutze ich für diese Art der Fotografie meistens die Einstellung AF-C mit 3D Tracking. AF-C gibt es natürlich bei der Z7 ebenfalls, aber kein 3D Tracking. Alternativ kann bei der Z7 die automatische Messfeldsteuerung mit Motivverfolgung genutzt werden. Dazu muss dann die Ok-Taste gedrückt werden und das nun sichtbare Visierfeld auf das Zielobjekt platziert werden. Mit AF-On oder Ok wird die Motivverfolgung gestartet …
Bestückt mit dem FTZ Adapter und dem 180-400mm Teleobjektiv mit integriertem 1,4 x TC habe ich im Zoo Zürich versucht, mit dieser Technik sich bewegende Tiere zu fotografieren. Ich habe den Versuch schnell wieder aufgegeben weil es schlichtweg nicht funktioniert hat. Ich habe dann auf Einzelfeld umgestellt und damit sind ein paar brauchbare Aufnahmen gelungen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber der DSLR ist natürlich die Möglichkeit, für die Fokussierung die komplette Sensorfläche zu nutzen. In der Masoala Halle habe ich dann noch ein paar Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen (wenig Licht oder Gegenlicht) mit hohen ISO Werten versucht. Bei diesen erschwerten Bedingungen hat der Autofokus im Einzelfeldmodus erstaunlich gut getroffen und auch das Bildrauschen ist vergleichbar mit dem der D850. Zudem kann hier natürlich der 5-Achsen Stabilisator, in Kombination mit der VR des Objektivs, gute Dienste leisten (siehe Exif Daten beim roten Vari). Diesbezüglich gilt zu beachten, dass sobald ein Objektiv mit VR Funktion montiert ist, die Stabilisierung nur noch am Schalter des Objektivs verändert werden kann. Die Einstellung in der Kamera ist deaktiviert aber die Position des Schalters wird im Display angezeigt.
Landschaftsfotografie
Erwartungsgemäss schneidet die Z7 bei der Landschaftsfotografie um einiges besser ab, als bei der Tierfotografie. Dies liegt sicher nicht zuletzt am wirklich guten EVF, durch den es nun möglich ist, die Bildsimulation mit Histogramm direkt im Sucher zu sehen und Korrekturen vorzunehmen. Auch bei der Landschaftsfotografie ist die freie Wahl des Fokusfeldes über die ganze Sensorfläche ein Vorteil gegenüber der DSLR.
Den letzten schönen Herbsttag im Oktober habe ich genutzt, um am Lai da Palpuogna am Albulapass und beim Morteratschgletscher ein paar Landschaftsaufnahmen zu versuchen. Da ich noch kein Z-Objektiv hatte, habe ich das 24-70mm f/2.8 und das 14-24mm f/2.8 (beides Nikkor Objektive) an den FTZ Adapter montiert. Die Bedingungen beim Lai da Palpuogna waren relativ gut, beim Morteratsch war es etwas dunstig und sicher von der Tageszeit nicht optimal. Abgesehen davon, dass die Z7 etwas leichter und handlicher ist als die D850 und von der Bedienung, nach einer Angewöhnungszeit, keine Wünsche offen lässt, würde ich jetzt diese beiden Kameras als absolut ebenbürtig in dieser Disziplin beurteilen. Allerdings scheint der Sensor der D850 bezüglich Dynamikumfang immer noch etwas besser als derjenige der Z7 zu sein. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass bei der Z7 die AF Sensoren in den Bildsensor integriert sind, was etwas Dynamikumfang kostet und in extremen Fällen auch zu sogenanntem Banding (Streifenmusterung in den Tiefen) führen kann.
Integration ins Nikon Ecosystem
Abgesehen von den vorgängig beschriebenen Erfahrungen fügt sich die Z7 natürlich sehr gut in mein vorhandenes Equipment ein. So können z.B. sowohl die Akkus und Ladegeräte als auch die Speicherkarten (alle XQD) in allen 3 Kameras verwendet werden. Auch die Funkfernsteuerung ist kompatibel zu allen 3 Modellen. Beim externen GPS ist nur dasjenige von Solmeta für alle 3 Kameras tauglich, da ich von der D750 (Verkauft) das Anschlusskabel verwenden kann – und es funktioniert! Mit dem FTZ Adapter können natürlich auch alle vorhandenen Nikon und Sigma Objektive verwendet werden, wobei ich jetzt in der Zwischenzeit auch das 24-70 f/4 Z-Objektiv mein Eigen nenne. Aktuell gibt es auch bereits passende L-Winkel zur Z7. Ich habe mir den von Markins bei Kropf Multimedia besorgt und kann damit auch meinen Sun Sniper Kameragurt an dieser Kamera anbringen.
Mein erstes Fazit
Ein erstes Fazit zu dieser neuen Kamera fällt verhalten positiv aus. Vor allem das Autofokus-System kann (noch) nicht in allen Bereichen mit dem der DSLRs mithalten. Diesbezüglich ist auch unverständlich, weshalb es bei der Z7 die Möglichkeit der AF-Feinabstimmung gibt (Menü: System). Das Problem Front- oder Back-Fokus sollte bei einer spiegellosen Kamera eigentlich obsolet sein!
Noch ein paar Worte zu Lightroom und Capture One
Capture One in der Version 11,3 unterstützt die Z7 noch nicht.
Lightroom unterstützt die Nikon Z7 seit der Version 8.0, aber wie es scheint, noch ohne Kameraprofile und mit einem Verhalten bezüglich RAW Files, welches unverständlich bis sogar ärgerlich ist (Beitrag zur Lösung vom 13. Nov. 2018)! Siehe auch dieses Youtube Video: https://www.youtube.com/watch?v=h3DxGmhIIUA
Beim Import der Z7 RAW Files (und nur bei der Z7!) werden nämlich die Picture Control Einstellungen aus der Kamera übernommen und führen in Lightroom zu Grundeinstellung die komplett anders sind als z.B. bei der D850. Dieses Verhalten kann weder durch Vorgaben noch durch Profile dauerhaft korrigiert werden, da beim Zurücksetzen der Einstellungen die Vorgaben und Profile auch zurückgesetzt werden.
Ich stelle Picture Control normalerweise in der Kamera auf ‚Neutral‘ oder ‚Flach‘ um das Sucherbild und damit auch das Histogramm nicht durch Kamera interne ‚Optimierungen‘ zu verfälschen. Dass diese Einstellungen aber nun in meinen Lightroom Workflow eingreifen ärgert mich gewaltig und es ist wirklich zu hoffen, dass es sich dabei um einen Fehler in Adobe Lightroom handelt, welcher in der nächsten Version wieder korrigiert wird (das betrifft natürlich auch Adobe Camera RAW)!
Dazu ein paar Screenshots im Vergleich zur D850: