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Fotoreise nach Spitzbergen – mein Tagebuch

Zurück von der Fotoreise nach Spitzbergen, mit über 10’000 Fotos auf den Speicherkarten und bleibenden Eindrücken von der fantastischen Tierwelt und den bizarren Landschaften, zum Teil bedeckt mit Eis und Schnee. Diese 9 Tage auf der MS Freya, unserem Eisbrecher, werden als einzigartiges Abenteuer in Erinnerung bleiben. 24 Stunden am Tag war es hell, wir hatten schönsten Sonnenschein, Regen, Nebel und eisige Winde, einfach das volle Programm. Mit Oscar Westman und Yves Adams wurden wir von zwei unglaublich erfahrenen und engagierten Guides, die uns zu insgesamt 19 Polarbär-Begegnungen geführt haben, begleitet. Aber auch die Organisation der Reise durch photocube.ch mit Stefan und Iris, sowie Kontiki Reisen hätte eine ‹Standing Ovation› verdient.

Nun aber zu den vielen Highlights dieser Reise in Form eines Tagebuchs mit vielen Bildern und Videos in chronologischer Abfolge.

Schau Dir das nachfolgende Video an oder lies den kompletten Text und schau Dir die Bildergalerien unter dem Video an … viel Spass!

Tag 1, 25. Juni 2022 – Anreise nach Longyearbyen

Am 12. November 2018 habe ich von ‘photocube.ch’ die Anmeldebestätigung für die Fotoreise nach Spitzbergen erhalten. Diese Reise sollte eigentlich vom 16. – 27. Juni im Jahr 2020 stattfinden, musste aber aufgrund der Corona Pandemie 2 mal verschoben werden.

Nun hat es endlich geklappt und am 25. Juni 2022 hob der Flieger in Zürich Kloten Richtung Oslo ab. Alle Flüge waren bei SAS gebucht, was dann beim Rückflug zu grösseren Problemen führte. Dazu aber später mehr…

Von Oslo gings dann mit etwas Verspätung weiter nach Longyearbyen, dem Hauptort mit dem einzigen grösseren Flughafen auf Spitzbergen. Schon der erste Eindruck beim Anflug auf Longyearbyen, aufgenommen mit dem Handy, war beeindruckend.

So kamen wir gerade richtig zum Nachtessen im Svalbard Hotel ‘The Vault’ an. Dieses genossen wir im Hoteleigenen Sushi Restaurant – Sushi war für mich eine neue Erfahrung, hat mir aber sehr gut geschmeckt! Wir, das ist übrigens eine Reisegruppe bestehend aus 3 Paaren und sechs Einzelreisenden im Alter zwischen ‘weiss ich nicht’ und gegen die 70.

An eine Besonderheit auf Spitzbergen musste ich mich allerdings zuerst gewöhnen. In vielen Innenräumen, so auch im Hotel, müssen die Schuhe ausgezogen werden. Dies hat damit zu tun, dass früher auf den Inseln sehr viel Kohle abgebaut wurde und die Schuhe deshalb mit Kohlestaub überzogen waren. Nur noch eine alte, historische Tradition, da genau noch eine Kohlemine aktiv betrieben wird. Der Strom für die Insel wird mit Kohle und neu auch mit Diesel produziert und ein Teil der Kohle wird nach Deutschland exportiert. Für mich nicht ganz verständlich, dass nicht auch die meistens vorhandene Windkraft zur Stromerzeugung genutzt wird.

Dann natürlich eine weitere Besonderheit, auf die wir allerdings gefasst waren; es wird im Sommer nie Dunkel und das bringt doch den ganzen Tagesrhythmus etwas durcheinander. Ins Bett zu gehen, wenn draussen die Sonne scheint, sind wir uns nicht gewohnt … Zum Glück gab es im Hotelzimmer die Möglichkeit, das Tages- oder besser gesagt das Nachtlicht mit Rollos zu eliminieren.

Kurz habe ich mich dann rund ums Hotel etwas umgesehen. Aber ausser einer grossen Anzahl von Schneemobilen, welche im Sommer nicht genutzt werde können, gab es nicht viel Interessantes zu sehen.

Tag 2, 26. Juni 2022 – Rund um Longyearbyen

Da der Reiseablauf durch die vielen Verschiebungen etwas durcheinandergeraten war, konnten wir erst am zweiten Tag auf dem Schiff, der MS Freya einchecken. Deshalb hatten wir am ersten Tag, für die, die wollten, einen Guide engagiert, der für uns ein Tagesprogramm zusammengestellt hatte. Allerding hatte im Stefan ein Polarfuchs-Verbot auferlegt, da die Polarfüchse für die letzten 2 Tage der Reise eingeplant waren.

Um 9 Uhr am ersten Tag gings dann los und wir fuhren mit dem VW Bus unseres Guides Oddgeir zum Ausgangspunkt, einem stillgelegten Kohleumschlagplatz, von wo aus wir dann einen circa 320m hohen Hügel bestiegen. Der Hügel war allerdings nicht ganz ohne, da zum Teil ziemlich steil und rutschig.

Übrigens dürfen solche Wanderungen nur mit entsprechender Bewaffnung unternommen werden, da die Wahrscheinlichkeit, einem Polarbären zu begegnen, immer gegeben ist.

Bei dieser Wanderung begegneten wir allerdings nur einigen Rentieren und einem Alpenschneehuhn Pärchen. Diesem kamen wir so nahe, dass einige gute Bilder gelungen sind. Bilder von Rentieren gibt’s dann später.

Oben angekommen, hatten wir einen guten Überblick über Longyearbyen und konnten auch zahllose Weisswangengänse, welche auf den Klippen nisteten, beobachten.

Nach dem Abstieg und einem kurzen Lunch fuhren wir auf die andere Seite von Longyearbyen und konnten da in den zahlreichen Gewässern Meerstrandläufer, Eiderenten und auch wieder Weisswangengänse beobachten und fotografieren. Auch ein Thorshühnchen war zu beobachten, wobei es davon aber leider kein brauchbares Bild gab.

Interessant war auch zu beobachten, wie die Eismöwen versuchten, die Küken der brütenden Wasservögel zu stehlen, um diese dann zu verspeisen. Eine Möwe war erfolgreich, wobei alles so schnell ging, dass ich mit der Kamera erst bereit war, als die Möwe das Küken schon komplett verschluckt hatte.

Das Gewässer mit den vielen Küken liegt direkt neben einem grossen Hundezwinger mit unzähligen Huskys. Die Wasservögel wählen diesen Ort bewusst, da sich der Polarfuchs nicht in die Nähe der Huskys getraut.

Dann war der erste Tag auch schon zu Ende und wir trafen uns zum Nachtessen im Restaurant Kroa. Das Pfeffersteak und der Rotwein waren sehr gut und nach einem kurzen ersten Treffen mit Stefan im Hotel legten wir uns, zum letzten Mal für die nächsten 9 Tage an Land, schlafen, obwohl es draussen noch taghell war…


Tag 3, 27. Juni 2022 – Einchecken auf der MS Freya

Am nächsten Morgen hiess es dann packen und das Gepäck deponieren, da wir um 11 Uhr auschecken mussten, aber erst um 16 Uhr auf der MS Freya einchecken konnten. Die Zeit dazwischen haben wir, Andi und ich für einen längeren Spaziergang genutzt und sind vom Hotel bis auf Höhe Campingplatz beim Flughafen gelaufen. Andi war am vorherigen Tag mit dem Auto da und hat die Distanz etwas unterschätzt. Ein Weg war etwas mehr als 5 Km und so mussten wir uns dann sputen, um den nächsten Termin nicht zu verpassen. Ein erstes Treffen der ganzen Gruppe mit Stefan war angesagt und danach konnten wir auf der Schweizer Botschaft – und das ist jetzt kein Witz – unsere Miet-Gummistiefel anprobieren und mitnehmen.

Dann endlich ging es richtig los, unser Gepäck wurde abgeholt und wir marschierten zum Hafen, wo wir von der Crew der MS Freya in Empfang genommen wurden. Nach dem wir unsere Zimmer bezogen hatten, gab es einen ersten Rundgang durchs Schiff mit den obligatorischen Sicherheitseinweisungen.

Kurz nach 17 Uhr stachen wir dann in See, mit dem Ziel ‘Magdalenefjorden’ hoch oben im Norden der Hauptinsel. Zuerst gabs dann aber Lachs zum Nachtessen und eine Flasche italienischen Rotwein, welcher zu einem recht günstigen Preis von umgerechnet circa 20 Franken gekauft werden konnte. Den Wecker habe ich für den nächsten Tag auf 5 Uhr 40 gestellt, da wir kurz nach 6 Uhr an unserem ersten Zielort ankommen sollten.


Tag 4, 28. Juni 2022 – Walrösser und Polarbär

Das hat dann auch so geklappt und so konnten wir schon in den frühen Morgenstunden die ersten Landschaftsbilder aufnehmen. Frühstück gabs dann um 8 Uhr und danach war ein erster Ausflug ans Land mit den Zodiacs angesagt. Das Ziel war ein Sandstrand mit einer Kolonie von Walrössern mit bester Aussicht auf den Gletscher. Bis zum Lunch verweilten wir an diesem Strand bei den Walrössern und konnten auch immer wieder Neuankömmlinge, welche sich aus dem Wasser über den Sandstrand zur Gruppe gesellten, fotografieren.

Nach dem Mittagessen, es gab feine Spaghetti Bolognese, hüpften wir, um uns aufzuwärmen, ein erstes Mal in den Hot pot’ auf dem Oberdeck. Die Wassertemperatur betrug gegen die 40° und so mussten wir uns von innen mit einem Bierchen abkühlen. In der Zwischenzeit fuhr das Schiff einen Fjord weiter, nämlich in den Bjornfjorden, wo uns bei besten Wetterverhältnissen eine atemberaubende Landschaft erwartete. Das Tüpfchen auf dem i war dann aber ein roter Dreimaster, welcher sich nach Kontaktaufnahme durch unsere Crew dazu bewegen liess, sein Schiff so vor den Gletscher zu manövrieren, dass wir dieses vor dem Gletscher ablichten konnten.

Danach verliessen wir diesen Fjord und fuhren weiter Richtung Norden, um dann, nach dem Nachtessen, ein weiteres Mal die Zodiacs zu Wasser zu lassen. Dieses Mal mit der Aussicht, eine Polarbären Mutter mit ihren 2 Jungen an einem Walkadaver anzutreffen.
Und tatsächlich war die Polarbär Familie auch da und so konnten wir von unseren Zodiacs aus beobachten, wie die beiden Jungtiere sich am Walkadaver satt assen. Die Mutter wartete weiter oben in den Felsen und beobachtete was ihre Jungen so trieben und ob wir diesen nicht zu nahekommen.

Und obwohl es leicht regnete und obwohl die Szenerie nicht wirklich fotogen war, gab es schlussendlich über 2000 Bilder, auch natürlich, weil wir nicht wussten, ob sich uns noch einmal so eine Gelegenheit bieten würde.

Wieder auf der Freya hatten wir eine lange Fahr vor uns. Im Norden der Hauptinsel Richtung Osten, um dann nach Süden, zwischen der Hauptinsel und der östlich liegenden Insel ‘Nordaustlande’ durchzufahren. Dabei überquerten wir zum ersten Mal den 80igsten Breitengrad.

Das Wetter zeigte sich bei dieser langen Fahrt eher von seiner schlechten Seite und so gab es doch eine eher unruhige Nacht.


Tag 5, 29. Juni 2022 – Eisberge und viele Polarbären

Auch am Zielort war es zu Beginn eher trübe und neblig, trotzdem konnten unsere Guides von der Brücke aus mehrere Polarbären entdecken. Diese von uns als ‘Pixelbären’ bezeichneten Sichtungen waren aber so weit weg, dass sie auf dem Foto nur aus wenigen Pixeln bestanden hätten, deshalb Pixelbären.

Am Nachmittag bestiegen wir dann wieder unsere Zodiacs, das Wetter besserte sich zusehends und so konnten wir neben weit entfernten Polarbären auch einige spektakulär schöne Eisberge ablichten. Dann gings mit der MS Freya noch etwas weiter südlich und die Polarbären wurden von Pixelbären zu richtigen Fotosujets. Allerding hatte ich das 800mm Objektiv mit dem 2-fach Konverter montiert und die Kamera in den DX Mode geschaltet, was dann eine 35mm äquivalente Brennweite von 2400mm ergibt. So waren die Polarbären zwar fast formatfüllend, allerdings ist die Bildqualität, auch wegen der grossen Distanz, eher bescheiden.

Ein weiterer Ausflug mit den Zodiacs brachte uns dann in eine bessere Distanz und so konnten wir eine besenderte Bärenmutter mit ihrem Jungen fotografieren. Das Jungtier hat aber so eine Show abgezogen, dass die Mutter mit ihrem Halsband überhaupt nicht mehr auffiel.

Dann noch ein weiterer Polarbär, eine Robbe im Wasser und dann, zurück auf dem Schiff, eine Bartrobbe auf einer Eisscholle und zu guter Letzt, ein weiterer, weit entfernter Polarbär mitten in der Eiswüste.

Dazwischen auch immer wieder die Versuche, Vögel im Flug abzulichten. Heute gabs ein brauchbares Bild von einer vorbeifliegenden Eismöwe.

Und so geht ein weiterer ereignisreicher Tag zu Ende.

In dieser Nacht liegen wir vor Anker und geniessen die Ruhe.


Tag 6, 30. Juni 2022 – Polarbär im Nebel

Am nächsten Morgen hat sich wieder der Nebel ausgebreitet und bei der Weiterfahrt begegnen wir einem Walross auf einer Eisscholle. Vor dem Lunch erzählt uns der schwedische Guide Oscar, welcher auch als Lehrer tätig ist, etwas über die Geschichte von Svalbard. Kurz zusammengefasst und stark vereinfacht; Zuerst war der Walfang, um aus dem Fett der Wale Lampenöl zu produzieren, danach kamen die Trapper, welche Polarbären und Polarfüchse jagten, um ihnen das Fell über die Ohren zu ziehen, dann kam der Goldrausch um das schwarze Gold, sprich Kohle und heute ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle.

Nach dem Lunch bestiegen wir wieder unsere Zodiacs und konnten einen Polarbären auf einer Eisscholle, welcher daran war, eine Robbe zu verspeisen, aus allen erdenklichen Positionen und aus nächster Distanz fotografieren. Ich zeige davon ein paar Bilder und kurze Videosequenzen und lasse diese ohne Kommentar wirken …

Nach dem Nachtessen waren keine weiteren Aktivitäten geplant, da wir unsere Fahrt Richtung Osten fortsetzten. In dieser Nacht war der Seegang relativ heftig, was das Schlafen doch etwas erschwert hat.


Tag 7, 1. Juli 2022 – Eis, Vögel, Walrösser und Polarbären

Am darauffolgenden Tag setzen wir unsere Fahrt Richtung der Insel Storoya, auch Bäreninsel genannt, welche Nordöstlich vor der grossen Insel Nordaustlandet liegt, fort. Vorbei am riesigen Gletscher auf Nordaustlandet mit vielen Eisbergen, welche schon fast kitschig blau gefärbt sind und Formen fast wie das Matterhorn haben können …

Am Nachmittag unterbrechen wir die Fahrt für einen Ausflug mit den Zodiacs zu einer Inselgruppe, auf der viele Vögel zu sehen und auch zu fotografieren sind. Neben Küstenseeschwalben und Eiderenten, inklusive Prachtseiderente, konnte ich auch einen Sterntaucher beim Überflug fotografieren. Das Wetter war zwar sehr schön, aber es ging ein ziemlich ruppiger Wind. Auch einige Gletscherabbrüche konnten wir beobachten.

Auf der Weiterfahrt hatten wir dann auch noch das Glück, einem schwimmenden Polarbären zu begegnen.

Um 23 Uhr liessen wir dann noch einmal die Zodiacs ins Wasser und freuten uns auf Walrösser im Wasser und auf Bären an Land. Und wir wurden nicht enttäuscht. Bis kurz vor 2 Uhr morgens konnten wir 2 imposante Bären fotografieren und auch die Walrösser liessen sich nicht lumpen und tauchten in grösseren und kleineren Gruppen neben unseren Zodiacs auf, um dann, nachdem sie ihre Neugier gestillt hatten, wieder abzutauchen.


Tag 8, 2. Juli 2022 – Insel Karl XII

Damit hatten wir den östlichsten Punkt unserer Reise erreicht und machten uns sozusagen Richtung Nord-Westen auf den Heimweg. Halt machten wir unterwegs noch bei der Inselgruppe mit dem Namen ‘Karl XII’, welche fast 40 Bogenminuten über dem 80igsten Breitengrad liegt. Diese Insel liegt etwa in der Mitte zwischen Nordkap und Nordpol, circa 1’000 Km zu beiden Destinationen …

Mit den Zodiacs fahren wir um die kleine Insel, welche dicht mit Möwen besiedelt ist.

Danach geht’s weiter Richtung Westen, wo wir nach dem Dinner eine weitere, grössere Inselgruppe erreichen und wieder die Zodiacs ins Wasser lassen, um die Insel zu erkunden (Stefan macht ein Mi mi mi Gesicht (Insta360)). Es ist zwar ziemlich neblig, aber die Klarheit und die Farbe des Wassers sind beeindruckend. Aber auch an diesem ‘Ende der Welt’ hat der Mensch seine Spuren hinterlassen – ein Strandhäuschen 😉


Tag 9, 3. Juli 2022 – Polarbären, Vögel und Walrösser

Auch am 3. Juli geht die Fahrt weiter westwärts und so üben wir während der Fahrt das Fotografieren von fliegenden Vögeln. Nach dem Motto; Übung macht den Meister, wobei die Lichtverhältnisse nicht optimal waren.

Am Nachmittag dann trafen wir bei einem Ausflug mit den Zodiacs im Raudfjorden wieder die Bärenmutter mit ihren 2 Jungen, welche das letzte Mal am Walkadaver gefressen hatten. Dieses Mal hatte die Mutter allerdings ein Rentier erlegt, wobei davon aber nicht mehr viel übrig war. Etwas traurig, dass das Kalb des Rentiers verängstigt und einsam am Strand stand – so ist eben die Natur.

3 1/2 Stunden haben wir auf den Zodiacs ausgeharrt, haben aber nicht nur die Bären fotografiert, sondern haben auch zwischendurch einen Abstecher zum Gletscher unternommen und unseren Reiseleiter Stefan auf einer kleinen Insel ausgesetzt – Zuviele Mi mi mi’s 😉

Ein paar Vogelbilder, unseren Guide Oscar mit dem 800er Tele aufgenommen und dann noch einmal zurück zur Bärenfamilie.

Nach der Rückkehr von diesem Ausflug und während des Dinners fuhr das Schiff aus dem Fjord und weiter Richtung Westen und dann Süd-Westen. Nach dem Dinner, ein weiterer Ausflug mit den Zodiacs mit Landgang. Auf der Insel ‘Amsterdamoya’ besuchten wir zum zweiten Mal eine Kolonie mit Walrösser, aber auch die Vogelfotografie kam nicht zu kurz, da es von Küstenseeschwalben, einer meiner Lieblingsvögel, nur so wimmelte. Aufpassen musste man allerdings, dass man dem Gelege nicht zu nahekam, da sonst ein Angriff drohte.

Auch diese Walrosskolonie hatte sich einen Strand an bester Lage mit schönster Aussicht auf Berge und Gletscher ausgesucht.

Etwa um Mitternacht kehrten wir zum Schiff zurück …


Tag 10, 4. Juli 2022 – Eis, Robbe, Vögel und Polarfuchs

In der Nacht zum 4. Juli fuhren wir dann weiter Richtung Süden und kamen am Morgen im Kongsfjorden an, wo wir mit den Zodiacs einen Ausflug zum Gletscher unternahmen. Das Wasser war rötlich-braun gefärbt und es schwammen ziemlich viele Eisberge herum. So suchten wir uns einen Weg durchs Eis und fotografierten die Eisberge und deren unterschiedlichen Strukturen aus verschiedenen Blickwinkeln. Dann entdeckten wir direkt vor dem Gletscher auch noch eine Bartrobbe, welche sich aus nächster Nähe ablichten liess.

Nach dem Mittagessen gings dann an Land, wo ein gemütlicher Spaziergang angesagt war. Zum ersten Mal haben wir auf diesem Spaziergang Polarfüchse gesehen, ein weiteres Alpenschneehuhn, sowie Schneeammern und natürlich unzählige Möwen, welche in den Klippen ihre Brut grossziehen.


Tag 11, 5. Juli 2022 – Rentiere und Heimkehr

In der Nacht fuhren wir dann wieder ein gutes Stück näher an zuhause, sprich Longyearbyen, hatten aber am Vormittag noch genügend Zeit für einen letzten Landgang, wieder mit einer kleinen Wanderung. Dabei konnten wir Rentiere aus nächster Nähe fotografieren und auch etwas Landschaftsfotografie war möglich. Ein markanter Bergspitz, im Nebel eingehüllt, mit sattem grün und kleinen Bächen im Vordergrund, war ein attraktives Motiv.

Zurück auf dem Schiff waren wir dann zum Mittagessen und dann hiess es leider, die letzte Etappe mit dem Hafen von Longyearbyen als Ziel, in Angriff zu nehmen. Unterwegs konnten wir dann noch unsere Statistik bezüglich Polarbär Sichtungen um einen Strich, auf eine satte 19 erhöhen, da uns noch ein schwimmender Bär begegnete.

Kurz vor 19 Uhr legten wir in Longyearbyen an und waren dann zum Abschluss zum ‘Captains Dinner’ eingeladen. Dieses Essen und generell das Essen auf dem Schiff war nach meinem Geschmack gut, nicht Gault Millau verdächtig, aber doch einfach gut.

Nach dem Dinner versammelten wir uns auf dem Deck fürs obligatorische Gruppenfoto und auf Wunsch von Yves gab es auch noch ein Gruppenfoto aller Z9s, wobei natürlich der Canon Objektivdeckel negativ auffiel.

Danach hiess es packen, da wir am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, spätestens um 9 Uhr auschecken mussten.

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir auch bereits schon, dass unsere Flüge mit SAS gecancelt wurden, da die Piloten der SAS streikten. Unsere Reiseleitung hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dieses Problem zu lösen und so hatten wir in Aussicht, einen Tag später als geplant, mit einer Maschine von Edelweiss ohne Zwischenlandung nach Hause zu fliegen. Dies wurde später dann auch offiziell bestätigt und es wurde uns sogar zugesichert, dass die zusätzlichen Kosten für Hotel und Flug vom Reisebüro übernommen werden.


Tag 12, 6. Juli 2022 – Zurück an Land – Polarfuchs

Wie geplant, verabschiedeten wir uns tags darauf von der Crew und von den beiden Guides, Oscar und Yves. Die Crew und vor allem auch die beiden Guides haben ein dickes Lob verdient, da sie einen super Job gemacht haben und uns sicher und kompetent auf dieser fast 2’000 Km langen Fahrt unterstützt und betreut haben.

Nachdem wir dann kurz nach Mittag in unserem Hotel ‘the Vault’ eingecheckt hatten, wurden wir wieder vom lokalen Guide Oddgeir abgeholt und fuhren in seinem VW Bus am Flughafen vorbei und dann weiter, soweit die Strasse reichte. Heute waren die Polarfüchse unser Ziel und deshalb versuchte Oddgeir diese auf unserer Wanderung, am Fusse der Felsen, immer wieder mit einem speziellen Pfiff anzulocken. Einmal hat es auch geklappt und ein mit einem Senderhalsband bestückter Polarfuchs hat sich uns genähert, hatte aber nicht viel Geduld und ist bald wieder verschwunden. Fotografiert habe ich dann aber auch noch Schneeammern und eine Schmarotzerraubmöwe.

Auf dem Rückweg sahen wir die MS Freya, wie sie mit der nächsten Gruppe den Hafen verliess. Leider dauerte diese Reise nicht allzu lange, da der Bordmechaniker krank wurde und mit dem Helikopter abgeholt und ins Spital transportiert werden musste. So kehrte die MS Freya in den Hafen von Longyearbyen zurück und konnte die Reise erst wieder aufnehmen, als ein Ersatz für den Bordmechaniker gefunden war. Dies hat glücklicher schon am nächsten Tag geklappt.

An diesem Tag bliess ein derart lästiger Wind, dass ich dann bei den weiteren Aktivitäten keine grosse Lust mehr verspürt hatte, aus dem Auto auszusteigen. So sind wir zwar noch einmal zum ‘Ententeich’ beim Hundezwinger gefahren, wo ich kurz ein paar brütenden Enten fotografiert habe. Das meistfotografierte und einzigartige Schild auf Spitzbergen habe ich dann aber aus dem geheizten Wagen durch die Frontscheibe fotografiert.

Nachtessen gab’s dann in Mary-Ann’s Polarrigg, wo ein grosser Wintergarten als Restaurant genutzt wird. Auch hier war das Essen hervorragend.


Tag 13, 7. Juli 2022 – Unterwegs mit Oddgeir

Tags darauf war noch einmal ein ähnliches Programm wie am Vortag, auch wieder mit Oddgeir als Guide, angesagt. Los gings um 8 Uhr und wir fuhren zum gleichen Ausgangspunkt wie am Vortag. Zweimal gelang es, einen Polarfuchs anzulocken, diesmal ein hübsches Exemplar ohne Sendehalsband. Auch Schneeammern, diesmal auch ein Küken, kamen uns vor die Linse.

Gegen Mittag fuhren wir dann zurück nach Longyearbyen, wo wir verpflegt wurden, und dann gings in die andere Richtung, nämlich zur Kohlemine Nummer 7, der einzigen noch aktiven Mine auf Spitzbergen. Dort wollten wir eigentlich etwas Landschaftsfotografie betreiben, leider war aber das Licht zu dieser Tageszeit nicht wirklich optimal, so dass wir diesen Ort relativ schnell wieder hinter uns liessen.

Wir fuhren zurück nach Longyearbyen und dann der Hauptstrasse nach ins Tal, soweit wie diese Strasse für Autos befahrbar war. Dann wechselten wir auf Wandern, wieder auf der Suche nach Polarfüchsen und Vogelkolonien. Beides haben wir nicht gefunden, sind aber doch im unwegsamen Gelände auf 350 Höhenmeter hochgekraxelt. Damit konnten wir doch einige der auf dem Schiff angefutterten Kalorien wieder loswerden … 😊

Unverrichteter Dinge traten wir den Heimweg an, wo wir uns beim Hotel von Oddgeir verabschiedeten. Fürs Nachtessen besuchten wir ein zweites Mal das Restaurant Kroa. Das Wetter war jetzt so schön, dass man sich vorkam wie in einem Skiort, denn die Aussenterrassen waren voll mit Leuten in Daunenjacken und Mützen. Nur der Schnee fehlte noch …


Tag 14, 8. Juli 2022 – Der geschenkte Tag – eine Schifffahrt

Nun hatten wir wegen des Problems mit dem Rückflug einen weiteren Tag zur Verfügung und da wir noch nicht genug vom Schifffahren hatten, buchten wir, oder besser gesagt Stefan, kurzerhand einen Bootsausflug mit einem Katamaran. Um 8 Uhr 15 gings los und wir fuhren in nördliche Richtung auf Kapp Thordsen zu, um dann in Nordöstlicher Richtung ins Billefjorden zu fahren. Dann der Küste nach mit verschiedenen Fotosujets, unter anderem ein Bootswrack nahe einer Hütte und dann auch vorbei an der russischen Siedlung namens Pyramiden, welche aber aus aktuellem Anlass von einigen Veranstaltern boykottiert wird. So fuhren auch wir nur daran vorbei und weiter zum imposanten Gletscher, vor dem bereits ein grösseres Hurtigruten Schiff lag.

Immer wieder fotografierten wir vorbeifliegende Vögel, unter anderem auch Papageientaucher und Eissturmvögel. Aber auch die Landschaft mit ihren zum Teil in Wolken gehüllten Felsformationen lud zum Fotografieren ein. Die Fahrt mit dem Katamaran war sehr angenehm, zumal wir dieses doch recht grosse Schiff mangels Touristen – wegen der SAS Problematik – fast für uns allein hatten.

Am Abend war dann zum letzten Mal ‘schön Essen’ angesagt und so liessen wir uns im sehr schönen Restaurant der Funken Lodge mit einem Viergänger Menü mit Weinbegleitung verwöhnen. Ein krönender Abschluss 😊

Dann gings so langsam ans Packen, da wir am nächsten Morgen auschecken mussten. Allerdings hatten wir mehr als genügend Zeit, da der Transfer zum Flughafen erst für 12 Uhr 30 geplant war.


Tag 15, 9. Juli 2022 – Bye bye Svalbard

So konnten wir am Vormittag, bei Kaffee und Kuchen, das herrlich sonnige Wetter auf der Terrasse des Kaffee Fruene geniessen.

Wieder allen Erwartungen war dann das Einchecken am Flughafen für unseren Rückflug mit Edelweiss absolut easy und problemlos. Allerdings war der Flieger, welcher eigentlich nach Plan leer zurückfliegen sollte, bis auf den letzten Platz besetzt. Nicht nur gestrandete Schweizer, sondern auch viele Nordländer, zum Beispiel Holländer und Finnen nutzen diese Gelegenheit um einfach irgendwie, und sei es via Zürich, nach Hause zu kommen.

Der Flug selbst verlief absolut problemlos und so landeten wir um circa 20 nach 8 Uhr abends in Zürich Kloten.

Dann, während der Wartezeit, bis das Gepäck auf dem Förderband ausgegeben wird, die grosse Verabschiedung von allen Teilnehmern und von unserem Reiseleiter Stefan. Schade, dass diese Reise schon zu Ende war.


Ein bisschen Statistik und mein Fazit

14 Tage haben wir zusammen so einiges erlebt, 19 Polarbären haben wir gesehen und waren insgesamt 9 Tage zusammen auf der MS Freya, haben fast 2000 Kilometer zurückgelegt und waren hoch über dem 80igsten Breitengrad. Alle waren hochmotiviert und hatten die gleichen Interessen. Es war eine gemischte, aber trotzdem eine nahezu perfekte Gruppe.

Nicht alle hatten so viel Glück. So konnte die Gruppe vor uns nicht die gleiche Route fahren, da die Wetterverhältnisse dies nicht zuliessen. Von einer anderen Reisegruppe haben wir gehört, dass ihr Schiff auf Grund gelaufen sei und sie deshalb die Reise abbrechen mussten.

Auch aus fotografischer Sicht war diese Reise ein Erlebnis der Sonderklasse. Einige wenige Bilder aus über 10’000 habe ich in diesem Video gezeigt. Auch hat sich die im Vorfeld von Stefan gemachte Aussage bestätigt, dass bei dieser Fotoreise die Tierfotografie den Schwerpunkt bildet. Das hätte ich so vor der Reise fast nicht geglaubt, wurde aber im positiven Sinne eines Besseren belehrt.

Bezüglich Equipments hatte ich alles dabei, was für die Tier und Landschaftsfotografie nötig war. Sogar das neue 800mm PF Objektiv von Nikon konnte ich mitnehmen und habe es auch häufig für die Vogelfotografie und die ‘Pixelbären’ genutzt. Alles ist perfekt aufgegangen und auch die Investitionen bei TRANSA für warme Kleidung haben sich vollumfänglich gelohnt.

Alle weiteren Informationen zu dieser Reise findest Du in meinen Blogbeiträgen, welche unter diesem Video verlinkt sind. Auch Links zu den Webseiten unserer Guides und zum Thema ‘Schweizer Botschaft in Longyearbyen’ findest Du an dieser Stelle.

So, das war mein Tagebuch zu dieser unglaublich schönen und spannenden Reise in die Arktis.

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27 Juli 2022, von Beat
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4 Kommentare
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Hartmut Stamm
Hartmut Stamm
12. August 2022 11:12

Lieber Beat,
vielen Dank für die tollen Impressionen und Informationen.
Ich bin begeistert und wünsche dir weiterhin viel Spaß beim Fotografieren und Weitergeben deiner Erfahrungen und Erlebnisse,
Gruß Hartmut

Michael Ritter
27. Juli 2022 21:18

vielen Dank für das schöne Tagebuch und den noch schöneren Film ! Hat sicher ne Menge Arbeit gemacht, aber hat sich gelohnt. 🙂